Hund und Halter e.V. |
Anmerkung:
Dieser Artikel wurde bereits am 29. 6. 2000 geschrieben, also nur wenige
Tage nach dem Hamburger Zwischenfall und ganz zu Beginn der hysterischen
Ereignisse. Da die allgemeinen Aussagen aber nichts von ihrer Gültigkeit
verloren haben, ist er nun, am 9. 8. 2000, lediglich um einige aktuelle
Zwischenfälle und Zahlen ergänzt worden. Eine aktuellere Version
– leider nur in englischer Sprache – bietet der Artikel „Dead dogs
walking“. Wir bieten an: Tages-Schnellgericht: Hund
in brauner Soße Ein
kleiner Junge wurde in Hamburg getötet. Grausam. Unfassbar. Eine Tragödie.
Am gleichen Tag starben in Niedersachsen gleich zwei Kinder und ihre
Mutter durch die Hand des eigenen Vaters/Ehemanns. Doch diese Tragödie
war keiner der Zeitungen, die ich gelesen habe, auch nur eine
Kurzmeldung wert. Ein ähnlich stilles Dahinscheiden ist auch den etwa
20 täglichen Verkehrstoten bestimmt. Diese übrigens werden sehr
bewusst geopfert, oder zumindest „billigend in Kauf genommen“. Jeder
Versuch beispielsweise, durch Geschwindigkeitsbegrenzungen Menschenleben
zu retten, wird als Weltfremdheit belächelt oder gar als bösartiger
Angriff auf den Wirtschaftsstandort Deutschland barsch zurückgewiesen. Wir
sind schließlich ein Volk der Mutigen. Der Bungee-Jumper,
Wildwasser-Rafter, Achterbahn-Junkies, Geschwindigkeits-Neurotiker,
Survival-Urlauber. Angst
haben nur „Warmduscher“. Einzig und allein die Angst vor Hunden ist
erlaubt, gilt gar als Ausdruck der Kinderfreundlichkeit und der
psychischen Gesundheit. Wer die Berichte kritiklos aufsaugt, muss das
Gefühl bekommen, täglich würden 30 Kinder von blutgierigen Bestien
zerfleischt. Doch wer die tatsächlichen Zahlen kennt, weiß, dass es
statistisch erheblich ungefährlicher ist, einem Pit Bull zu begegnen,
als sich zum Milchmann um die Ecke zu wagen: Bleiben
wir mal in Hamburg – denn da wäre Angst ernsthaft angebracht. Lassen
wir kleinere Überfälle, Raub, Einbruchsdiebstahl, Betrug, Erpressung,
Nötigung, Bedrohung, Kindesmissbrauch und -Misshandlung einfach mal
unberücksichtigt – gehört eh zum normalen Alltagsleben, wen
interessiert‘s. Bleiben
noch, allein für die Hansestadt, (im Jahr 1998) ca. 54.000 Verkehrsunfälle
mit über 12.000 Verletzten und immerhin 46 Toten, knapp 2000
„Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ (davon 429
registrierte Vergewaltigungen), 125 vorsätzliche Tötungsdelikte und
3499 Fälle schwerer und gefährlicher Körperverletzung von Mensch zu
Mensch. Den
Menschen, die angesichts dieser Zahlen verängstigt sind, versucht ein
Heer von Verhaltenstherapeuten klarzumachen, dass sie selbst lernen müssen,
mit dieser „normalen“ Gefahr zu leben. Frauen, die in der Dunkelheit
Angstgefühle entwickeln, müssen viel Geld für Taxis ausgeben oder auf
ein autarkes Leben mit nächtlichen U-Bahn-Fahrten schlicht verzichten.
Selbst tägliche Spaziergänge in einsam-beschaulichen Gegenden sind
geeignet, Angst-Attacken auszulösen, wenn einem (pardon – einer!) ein
Mann entgegenkommt. Also ein potentieller Angreifer, Vergewaltiger, Mörder.
Das ist natürlich ein grauenhaftes Vorurteil, trifft diese Gefährlichkeits-Vermutung
in der Realität doch nur einen geringen Prozentsatz der
Testosteron-gesteuerten Lebewesen zu Recht. Da man
bzw. frau aber nicht einfach die vorsorgliche Kastration aller Männer
fordern kann, wäre es keine schlechte Idee, sich einen etwas größeren
Hund zuzulegen. Auf potentielle Angreifer wirkt das nachweislich
abschreckend, harmlose Mitmenschen haben in der Regel wenig zu befürchten.
Die Gefahren, die von einem gut sozialisierten Hund in der Hand eines
verantwortungsvollen Menschen ausgehen, bewegen sich im Promillebereich,
ein ähnliches Restrisiko wie die Möglichkeit, dass Sie oder ich plötzlich
Amok laufen. Im
letzten Jahr gab es in Hamburg 272 Beißzwischenfälle. (Nach der
Statistik des deutschen Städtetages sind davon 76% leichte Fälle und
nur 4% schwerwiegend. In vielen Fällen handelt es sich zudem um mehr
oder weniger unabsichtliche Bisse, die entstehen, wenn Hundebesitzer
(oft völlig unnötig) versuchen, in ein Gerangel zwischen Hunden
einzugreifen. Betroffen sind 83% Erwachsene und 17% Kinder.) Bei
mindestens 50.000 Hunden in Hamburg haben also 99% der Halter recht,
wenn sie beteuern, dass ihr Hund nur spielen will! Alle
sogenannten Kampfhundrassen zusammen („alter“
bayrisch/brandenburgischer Katalog) sind übrigens nur mit ca. 10% an
diesen Zwischenfällen beteiligt. Wären in Hamburg knapp 30 Fälle pro
Jahr, also weniger als 1% der gefährlichen Körperverletzungen, die
Menschen an Menschen verüben. Interessant
dabei ist, dass keiner der verantwortlichen Politiker je daran
interessiert war, aussagekräftige Statistiken
und Ursachenanalysen in Auftrag zu geben. Wie kam es zu dem
Zwischenfall? Ist der Halter kriminell? Stand der Halter unter Alkohol-
oder Drogeneinfluss? War der Hund „abgerichtet“? Ist der Hund möglicherweise
bewusst auf einen Menschen gehetzt worden? Die
Beantwortung dieser Fragen wäre äußerst wichtig, um die Kriminalität
in diesem Bereich einzudämmen. Dass kein Politiker aber diese Fragen überhaupt
stellt, mag daran liegen, dass bei einer Beantwortung sehr schnell
deutlich würde, dass es sich nahezu ausschließlich um ein
gesellschaftliches Problem gewaltbereiter Menschen handelt, und, noch
viel wichtiger: um ein Versagen der zuständigen Behörden. Denn, wie
auch im Fall des getöteten Jungen, hat es in schweren Fällen meist
vorher schon mehrfach Zwischenfälle gegeben; trotzdem wurde von behördlicher
Seite nicht oder sehr halbherzig eingegriffen. So zog sich
beispielsweise die Sicherstellung eines bissigen Hundes in Hamburg
nahezu ein Jahr lang hin; der Hund hatte somit ausreichend Gelegenheit,
fünfmal zuzubeißen. Doch für die Behörde waren die Vorfälle
lediglich Anlass, die Halterin erneut schriftlich zu ermahnen, ihr Tier
dem zuständigen Amtsveterinär vorzustellen. Im Fall
„Volkan“ handelte es sich um einen mehrfach vorbestraft Halter.
Neben Kriminellen sind häufig alkohol- oder drogenabhängige Besitzer für
die Verletzungen durch ihre Hunde verantwortlich. Auffällige Hunde sind
zumeist bewusst „scharf“
gemacht, oder ein elendes Hundeleben lang gequälte Angstbeißer. Oder
Tiere, die weder mit anderen Hunden noch mit Menschen sozialisiert
wurden, weil sie ihr bisheriges Leben wenig artgerecht im Zwinger oder
permanent auf eingefriedeten Grundstücken verbringen mussten. Dass
die Fakten und Erkenntnisse, die Erfahrungen aus der Praxis, selbst die
jahrzehntelangen Forschungen der wissenschaftlichen Experten (die in
ihrer überwiegenden Mehrheit eine genetisch bedingte rassenspezifische
Aggressivitätsvermutung ablehnen) niemanden zu interessieren scheinen,
kann man als Dummheit oder Böswilligkeit interpretieren. Dass aufgrund
eines Todesfalles, so tragisch er auch sein mag, nun eine perfide
Hexenjagd auf völlig unbescholtene Menschen und ihre Tiere eröffnet
wird, bewegt sich fernab jeden rechtsstaatlichen Denkens. Es ist
wieder möglich, am Stammtisch genetisch lebensunwertes Leben zu
definieren. Über 90% friedliche Hunde und Besitzer. Aber das gesunde
Volksempfinden fordert wenigstens einen Kopf des Gespanns. „Diese
Viecher sollte man alle einschläfern, und ihre Besitzer am besten
gleich mit.“ Dieser Satz in einer harmlosen Fernsehserie ließ offen,
wer mit „diese Viecher“ gemeint war. „Anständige“ Bürger
entscheiden dies ohnehin selbst. Golden Retriever und ihre Menschen
werden mit Steinen beworfen, selbst ältere Damen mit Kleinhunden werden
von hysterisierten Müttern angepöbelt. Hunde wurden auf offener Straße
mit Benzin übergossen und verbrannt, in Dortmund wurde auf eine Frau
mit Schäferhund
geschossen, ein vor dem Supermarkt angeleinter und mit seinem Maulkorb völlig
wehrloser Pit Bull wurde von drei jungen Männern zusammengetreten. Mit
Rasierklinken und Nägeln gespickte Wurstköder wurden in Lübeck und
Berlin ausgelegt, vergiftete Fleischteile (die Menge des verwendeten
Giftes hätte auch ein Kind töten können) wurden an mehreren Orten
gefunden, in Kiel musste ein drei Monate alter Rhodesian Ridgeback auf
diese Weise qualvoll sterben. Verantwortungsbewusste
Hundefreunde, die zum Schutz von Kindern deren Aufklärung über
hundliches Verhalten fordern (übrigens schon lange); die bereit wären,
ihre Freizeit als „Hundekasper“ zu opfern, um Kinder vor Unfällen
zu bewahren, werden vom Kinderschutzbund diffamiert. „Solche Leute,
die ihre Hunde auf Kinder hetzen, fordern jetzt auch noch, die Kinder zu
dressieren“... Renommierte
Psychologen attestieren den Haltern großer oder bestimmter Hunde
pauschal ein aus frühkindlichen Demütigungen entsprungenes krankhaft
übersteigertes Aggressionspotential. Diese außerordentlich
wissenschaftliche Analyse und Ferndiagnose kann höchstens noch in den
hochinteressanten Statements einer zur Expertenrunde geladenen, leicht
angeschickerten Dackel-Besitzerin Ingrid Steeger ihr Pendant finden. Die
Hamburger Denunzianten-Hotline brach schon am ersten Tag durch Überlastung
zusammen. Vernichtungsphantasien gelten als Ausdruck ehrlicher
Gesinnung. Die Hamburger Abgeordnete Carmen Walther, SPD, beispielsweise
wagte als Einzige Kritik, mit der doch eher harmlos scheinenden und ganz
schlicht dem Tierschutzgesetz entsprechenden Aussage: „Wenn jetzt
Hunde en masse getötet werden, ist das nicht in Ordnung.“
Und weiter meinte Frau Walther, die Tiere sollten nicht darunter
leiden müssen, „dass wir als Politiker nicht fähig waren, die Dinge
rechtzeitig zu regeln.“ Die
Antwort ihrer Fraktion: „Das ist eine Einzelmeinung, die wir
bedauern.“ Oder, um es deutlicher, mit Hamburgs Bürgermeister Ortwin
Runde, zu sagen: „Ziel ist es, möglichst viele Hunde einschläfern zu
lassen.“ Die
Sprachwahl allein könnte jedem geschichtlich interessierten Menschen
den Angstschweiß ausbrechen lassen: Da wird geschimpft, dass man den Bürgersteig
nicht länger mit diesen Viechern teilen will. Hessens Innenminister
Bouffier möchte die Tiere „aus dem öffentlichen Leben entfernen“,
Hamburgs SPD-Fraktionschef Holger Christier fordert, Hamburg müsse
„kampfhundfrei“ werden. GdP-Chef Spinrath findet es praktisch, alle
Hunde, unabhängig von ihrem Verhalten, zu beseitigen: Dann müsse man
nicht mehr „die Spreu vom Weizen trennen“. „Kampfhunde“
sind in Einkaufszentren unerwünscht. „Kampfhunde“ dürfen weder
Bahnsteige noch Züge des HVV benutzen. (Müßig, zu erwähnen, dass es
bisher nicht einen einzigen „Kampfhund“-Zwischenfall im Bereich des
ÖPNV gab, wohl aber, in 1999, 1537 menschliche Straftaten mit allein
433 Körperverletzungsdelikten.) Sogar die Deutsche Bahn AG, zumindest
nicht ganz unschuldig am Tod von über 100 Menschen allein in jüngster
Vergangenheit, will Reisende mit „Kampfhunden“ nicht mehr befördern.
Menschen,
die sich aus Liebe und Verantwortungsbewusstsein weigern, ihr Tier
einfach wegzugeben, sind massenhaft von Obdachlosigkeit bedroht. Nicht
nur Wohnungsgesellschaften drohen mit Kündigung, selbst der
Mieterverein fordert auf, die Abschaffung von „Kampfhunden“ notfalls
gerichtlich zu erzwingen, „selbst wenn die Tiere bisher friedlich
waren.“ Wo die
verbotenen Tiere hin sollen, ist ungeklärt. Die Tierheime haben keinen
Platz für viele tausend unvermittelbare Hunde. Schon gibt es
Forderungen nach „Hochsicherheitstrakten“ und nach Auffanglagern.
Und ehe ein bewegungsfreudiges und -bedürftiges, zudem äußerst
soziales Lebewesen, wie ein Hund es ist, ohne ausreichende Zuwendung 10
Jahre in der engen Todeszelle verbringen muss, ist man fast geneigt, die
Massenvernichtung als humane Alternative anzusehen. Und was ist mit den
Mischlingen, die laut Hamburger Hundeverordnung ebenfalls getötet
werden sollen? Wer selektiert halb-, viertel, achtel- oder gar
sechzehntel-Kampfhunde nach welchen Kriterien? „Eine
individuelle Gerechtigkeit für Hunde lehne ich ab“, so
Schleswig-Holsteins Innenminister Buß. Das gilt dann eben leider auch für
die vielen Hundebesitzer, die ihren Hund mit größtmöglichem
Verantwortungsbewusstsein erzogen haben. Für die vielen Erwachsenen und
Kinder, die ihr geliebtes Familienmitglied, das nie, nie, nie jemandem
etwas zuleide getan hat, nun zur Tötungsstelle bringen sollen (1.
Kategorie der Hamburger Verordnung). Oder es zumindest seines natürlichen
Bewegungs- und Spieltriebs berauben sollen (2. Kategorie der
Verordnung). Lebenslänglich. Maulkorb und Leinenzwang verhindern die
natürlichen Sozialkontakte des Lebewesens Hund. Das ist gefährlich,
weil es Neurosen produziert. Doch es
gibt wohl auch hier Gefährlicheres: „Wenn ich schon sehe, wer solche
Hunde hat. Neger und so...“ Die besorgte Mitbürgerin, die diese
Aussage im Fernsehen traf, traf damit wohl auch den Nagel auf den Kopf.
Glaubt denn tatsächlich irgendein intelligenter Mensch, dass ein
propagierter, von Medien und Politikern gestützter, gar geförderter,
Rassen- und Massenwahn ausgerechnet bei Hunden endet? Ist sich denn
niemand der Verantwortung bewusst, die er übernimmt, wenn demokratische
und rechtsstaatliche Grundsätze außer Kraft gesetzt werden? Wenn der
Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“ für tausende von
Lebewesen und deren menschlichen Partnern nicht mehr gilt? Wenn
Kollektivstrafen verhängt werden, die bisher ausschließlich ein Mittel
totalitärer Regimes waren? Heute
heißt die Devise: Todesstrafe ohne Verdacht – Beweis der Unschuld ist
nicht möglich. (Hierfür wurde übrigens von den Politikern der haarsträubende
Begriff der „unwiderlegbaren Vermutung“ eingeführt.) Keine
individuelle Gerechtigkeit... Der
Brandenburger Innenminister erklärt, wie die Polizei selbst bei
einfachen Ordnungswidrigkeiten (beispielsweise gegen den Leinenzwang)
vorgehen soll: Notfalls müsse im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten
die Schusswaffe angewendet werden. Und das
alles wegen Tieren, die z.B. in Hamburg für knapp 30 Bisse im Jahr
verantwortlich sind. Aber
Irrsinn ist steigerungsfähig: Die Grüne Bärbel Höhn setzt gleich 42
Hunderassen auf die Schwarze Liste. Darunter viele ausländische Hütehunde,
deren Namen kaum jemand kennt. Dass ausgerechnet die hierzulande am häufigsten
gehaltene Hunderasse, nämlich der Deutsche Schäferhund, fehlt (obwohl
er, ganz im Gegensatz zu Pit Bull & Co. immerhin auf Platz 2 der Beißstatistik
– hinter den Mischlingen – steht),
ist etwas bizarr. Aber da gleichzeitig auch noch sämtliche Hunde über
40 cm und/oder 20 kg Körpergewicht in NRW als so gefährlich gelten,
dass sie im Stadtgebiet permanent angeleint werden müssen, wird
„Kommissar Rex“ zumindest hier immerhin mit größeren Pudeln,
Cockern, Whippets, Beagles und ähnlichen „Bestien“ gleichermaßen
diskriminiert. Der
kafkaeske Wahnsinn wird mit der markigen Parole „Menschenschutz statt
Tierschutz“ nicht nur von Bundesinnenminister Otto Schily zur
politischen Strategie erklärt. Und besonders den lieben Kleinen gilt
die Sorge der deutschen Autoritäten. Auch Doris Schröder-Köpf, von
Beruf Kanzlergattin und Mutter, mochte dazu etwas zum Besten geben:
„Freiheit für Kinder oder für Kampfhunde? Deutschland muss sich
entscheiden“. Freiheit
für Kinder wäre in der Tat ein schönes Ziel – besonders die
Freiheit, zu leben: Alle 28 Stunden stirbt in Deutschland ein Kind durch
einen Verkehrsunfall, 49.200 auf gleiche Weise verletzte Jungen und Mädchen
unter 15 Jahre hätten 1999 der BILD viele bunte Seiten mit Abbildungen
entstellter Kinderkörper liefern können. Doch diese Kinder
interessieren momentan niemanden, schließlich wurden sie nicht von
Hunden, sondern nur von autofahrenden Menschen so zugerichtet. Die
meisten übrigens in Brandenburg. Ist doch eigentlich völlig logisch,
dass sich deshalb gerade dieses Bundesland nun als Kinderretter mit der
schärfsten Hundeverordnung Deutschlands präsentiert, die selbst auf
ausgewiesenen Hundeauslaufflächen Leine oder Maulkorb für jeden Hund
– gleich welcher Rasse –
anordnet. Meine
eigene, schmale und eher zierliche junge Dobermann-Hündin gilt in
Hamburg glücklicherweise nicht als gefährlicher Hund und selbstverständlich
ist sie das auch nicht. Doch in anderen Bundesländern müßten wir ihre
jugendliche Lebensfreude mit ständigem Leinen- und Maulkorbzwang
empfindlich einschränken, sowie ihr und uns zumuten, mit diesen
stigmatisierenden Zeichen wandelnde Zielscheiben abzugeben. Wir
haben viel Zeit und Geld investiert (und tun es immer noch), unsere Hündin
mit Hilfe von Welpengruppe und Hundeschule zu erziehen. Die größte
Schwierigkeit dabei ist und war, unsere „Kleine“ in ihrer
grenzenlosen Menschenfreundlichkeit so weit zu beschränken, dass sie
lernen musste, dass nicht
jeder Mensch ein „Küsschen“ von ihr möchte. Dass
auch längst nicht jeder Mensch es wert wäre, würde sie gar nicht
begreifen. © Eileen
Heerdegen
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