Verein gegen die Diskriminierung von Hund und Halter e.V.

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Behörden ist nur die Hälfte der Kampfhunde bekannt Roth zieht trotzdem positive Bilanz

Haburger Abendblatt 23.11.2000

"Wir haben die Hundeverordnung mit Konsequenz und Augenmaß durchgesetzt", sagte Sozialsenatorin Karin Roth gestern im Rathaus und zog nach beinahe fünf Monaten Hundeverordnung eine positive Bilanz: "Das Gesicht der Stadt hat sich verändert. Die Menschen fühlen sich sicherer, weil kaum noch Kampfhunde auf der Straße sind."

Dennoch ist der Stadt, wenige Tage bevor am 30. November die Frist abläuft, eine Erlaubnis zum Halten gefährlicher Hunde zu beantragen, maximal die Hälfte aller so genannten Kampfhunde bekannt. Und das, obwohl die behördliche Schätzung gestern von 3000 bis 4000 Tiere auf "eher" 2000 korrigiert wurde. Als sicher erfasst, können dem gegenüber jedoch nur 858 Tiere gelten: 540 Hunde, für die 1200 Mark statt 180 Mark pro Jahr Steuer gezahlt wird, rund 140 sichergestellte Tiere in der Harburger Hundehalle und dem Tierheim Süderstraße sowie 178 Hunde der Kategorie II, für die Freistellungsanträge von der Erlaubnispflicht beantragt wurden. Zur Erklärung: Anders als die drei Rassen der Kategorie I, die nur mit Erlaubnis und unter lebenslangen Maulkorb- und Leinenzwang gehalten werden dürfen, können elf Rassen der Kategorie II nach bestandenem Wesenstest von der Erlaubnispflicht befreit werden. Juristisch gelten sie dann als "normale" Hunde, die keine Auflagen zu erfüllen haben. 140-mal wurde die Freistellung seit In-Kraft-Treten der Verordnung erteilt. Im selben Zeitraum gingen die Verstöße gegen den Maulkorb- und Leinenzwang trotz verstärkter Kontrollen durch den Hundekontrolldienst von wöchentlich 90 im Sommer auf unter zehn im November zurück. Und die Zahl der "Bissvorfälle" fiel nach Auskunft der Behörden während der letzten fünf Monate von wöchentlich zwölf auf fünf.

Das von Bürgermeister Ortwin Runde im Juni formulierte Ziel "Wir wollen die Kampfhunde insgesamt aus der Stadt herausbekommen" wird jedoch nicht erreicht werden. Dagegen spricht schon, dass freigestellte Kategorie-II-Hunde sich weiter fortpflanzen dürfen.

Auf der anderen Seite werfen Kritiker unter den Hundebesitzern den Behörden vor, dass bislang überwiegend seriöse Halter mit friedlichen Tieren von der Verordnung betroffen seien. Gefährliche Hunde und ihre Besitzer würden kaum erreicht, weil sie nicht gemeldet seien. "Illegalität ist immer illegal", sagte dazu Senatorin Karin Roth. "Das schmälert aber nicht unseren Erfolg. Wir haben wenigstens die offene Szene erreicht und sind jetzt auf Hinweise der Bevölkerung angewiesen." Um die bittet auch Rolf Miller, Leiter des Bezirksamtes Mitte, dem der Hundekontrolldienst untersteht. "Die Kampfhundeszene ist verschwunden. Die Tiere sind weg, oder die Leute sind im Untergrund. Ich appelliere deshalb an die Bürger, eventuelle Hundekämpfe zu melden, damit wir eingreifen können." Den seriösen Kampfhundehaltern rät Miller, auf jeden Fall bis zum 30. November eine Erlaubnis zu beantragen, selbst wenn noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt seien. Dafür werde eine Nachfrist eingeräumt. (kab)

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