Hund und Halter e.V. |
BULL TERRIER GAZETTE 2/2000, mit freundlicher Zustimmung und Genehmigung des Kynos Verlag
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![]() ![]() Erschreckend - Minister Buß erklärte frank und frei, er sei nicht der Minister für Hunde - er sorge für die Sicherheit der Bevölkerung. Offensichtlich vergaß er dabei, wie viele menschliche Schicksale hinter 5.000.000 Hunden in unserem Lande stehen. Da hatte die international anerkannte Sachverständige Frau Dr. Dorit Feddersen-Petersen einen schweren Stand. Buß meinte, eine Regelung nach den vorliegenden Forschungen sei verwaltungsmäßig viel zu aufwändig, könnte niemand von ihm verlangen. Er brauche einheitliche Richtlinien - leicht praktizierbar - deshalb bedürfte es entsprechender Rasselisten und klarer Vorgaben, welche die Polizei auch überwachen könne. Der Herr Minister kündigte an, er werde bis spätestens September eine Verordnung erlassen, sie umfasse Zuchtverbot und Importverbot für voraussichtlich vier Hunderassen - strikten Maulkorb- und Leinenzwang für eine Reihe weiterer noch namentlich zu benennender Rassen und für Hunde, die aus dem Kreise der anderen Rassen auffällig werden. Sein großes Vorbild war eindeutig die Regelung des Landes Bayern, das er für mustergültig ansieht. Offensichtlich ist Herrn Buß dabei die Erklärung seines Ministerkollegen Beckstein aus Bayern zu Ohren gekommen - danach gibt es nach zehn Jahren Kampfhundegesetz in diesem Lande überhaupt keine "Kampfhunde" mehr. Ob Minister Beckstein eigentlich einmal Zuchtstatistiken gelesen hat, weiß, wie viele Welpen der von ihm verfehmten Hunderassen jährlich in diesem Land gezüchtet werden? Diese wurden dann offensichtlich alle in andere Länder exportiert - oder? Man sieht - Minister können genauso fahrlässig und oberflächlich diskutieren, wie es ihnen die Presse täglich vorexerziert. Ich habe es eigentlich noch nie erlebt, dass Frau Dr. Feddersen-Petersen von ihren Gesprächspartner matt gesetzt wurde. Ich muss aber offen zugeben - es gab überhaupt keine Möglichkeit, in diesem Diskussionskreis fachlich fundiert zu argumentieren. Für wissenschaftliche Argumente war kein Platz - der Herr Innenminister und seine Mitstreiter haben das klare Ziel, auf die Ängste der Bevölkerung zu reagieren. Leider - niemand in dieser Runde verwies auf die Tatsache, dass alle diese Ängste von den Medien und Politikern selbst ausgelöst wurden, durch auf Sensationen abgestellte Reportagen und Berichte. Wer über 20 Jahre Ängste weckt und schürt, darf sich nicht wundern, wenn Dank aller dieser Demagogie in der Öffentlichkeit viel Unruhe entsteht. Und wie bekämpft man diese Angst - indem man kurzerhand Millionen Hundebesitzer zwingt, ihre Hunde abzuschaffen oder nur noch mit Leine und Maulkorb auszuführen - was deren Sozialisierung unmöglich macht! Bei den Politikern - gesteuert von der Presse - hat sich die Meinung gebildet, dass ihr Eintreten gegen die Hunde für das Erringen von Wahlerfolgen wichtig sei - obwohl gerade die SPD in Schleswig-Holstein es erlebt hat, wie eindeutig gerade ihre Hundekampagne durch Herrn Wienholtz Stimmen gekostet hat. Aber diese Partei lebt ohnedies nach dem Motto: "Weiter so!" Übrigens - früher wusste man auch noch andere Wege, um Ängste zu bekämpfen - nämlich sachliche Aufklärung, Vermittlung von Wissen, wie man mit der Natur und ihren Geschöpfen umgehen muss. Stattdessen erlaubte Minister Buß sich, die sehr vernünftigen Hinweise von Frau Dr. Feddersen-Petersen im Stern - wie sich Menschen tatsächlich beim Angriff von Hunden notfalls verhalten müssen - gegen die Wissenschaftlerin und die Hunde zu karikieren und umzudrehen. Was kann man nur tun, wenn Politiker ohne jeglichen Sachverstand agieren - eine Preisfrage, die sich schon viele - nicht nur Hundefreunde - gestellt haben. ![]() Da drängt sich dann der Verdacht auf, dass solche Ausfallserscheinungen nicht altersbedingt, sondern berufsbedingte Langzeitschäden sind. Ich denke dabei an meine eigenen Erfahrungen mit Günter Jauch (Stern TV) und an die Ausfälle von Hans Meiser in einer seiner letzten Sendungen. Der Kauf eines Golden Retriever durch Hans Meiser und seine daraus entwickelten Kenntnisse, die er ungeniert in Talkshows ausbreitet, sind ein deutliches Warnzeichen! In der Fernsehdiskussionsrunde versuchte Markus Ringe mit seinem reizenden, fast die ganze Sendung verschlafenden Staffordshire Bull Terrier die Fahne der Hundefreunde hochzuhalten. Er war aber offensichtlich durch Fernseheinspielungen und die Diskussion so verschüchtert, dass er einen akuten Handlungsbedarf der Politik bejahte, sogar Verständnis zeigte, dass Maulkorb- und Leinenzwang auferlegt werden sollten. Er vermutete, damit könne man leben - unter Missachtung der warnenden Worte von Frau Dr. Feddersen-Petersen, die klar darauf hinwies, dass ein solcher Maulkorb- und Leinenzwang eine Sozialisierung der Hunde mit der Umwelt schwer beeinträchtigt. Ergänzt wurden diese Ausführungen durch einen Verweis auf die dem VDH und der FCI angeschlossenen verantwortungsbewussten Vereine, die durchaus in der Lage seien, durch geeignete Maßnahmen die Zucht so zu lenken, dass keine Gefahr für Menschen von diesen Hunderassen ausgehe. Eine etwas blauäugige Haltung - welche die Gesprächsrunde mit Sicherheit wenig beeindruckt hat. ![]() Übrigens - auch der Tierschutz kam in dieser Runde zu Wort. Zum einen durch Einspielen von Fernsehaufnahmen aus dem Tierheim Hamburg, das nach eigenen Angaben mit 80 Kampfhunden schon völlig überlastet ist. Grotesk eine Darstellung des Tierheimleiters, wonach diese Hunde so gefährlich sind, dass vier Rüden - zusammengesperrt mit einer Hündin - die Hündin töteten. Welcher normale Hundekenner sperrt eigentlich im Tierheim Hunde dieser Rassen in einen gemeinsamen Zwinger? Deutlich war die Erklärung der Vertreterin des Deutschen Tierschutzbundes - die Tierheime seien in ihrer Aufnahmekapazität absolut erschöpft - die Hunde, die nunmehr durch politische Entscheidungen von ihren Hundebesitzern abgegeben werden müssen, könnten keine Aufnahme finden. Bedrohlich waren einige Nebensätze, die klar zeigten, dass gerade die Haltungsverhältnisse in Tierheimen für diese Hunde dazu führen könnten, dass diese nicht mehr sozialisierbar sind - über kurz oder lang dann eingeschläfert werden müssten! ![]() Klar sei darauf hingewiesen, dass das Thema Erdrosselungssteuer zur Stunde rechtlich völlig ungeklärt ist. Die bisherige Rechtsprechung geht davon aus dass selbst ein zehnfacher Steuersatz gegenüber der normalen Hundesteuer für Kampfhunde zulässig sein könnte. Dabei beruhen die Urteile aber bisher auf sehr bescheidenen Grundsteuersätzen. Zur Stunde sind in einzelnen Gemeinden Kampfhundesteuern in der Planung, die selbst DM 4.000 für einen einzelnen Hund betragen könnten. Hier wäre mit Sicherheit Raum, um diese Fragen erneut juristisch abzuklären. Unsere Empfehlung jedenfalls ist darauf gerichtet, bei jeder exzessiven Steuerforderung sich mit einem Spezialanwalt in Verbindung zu setzen, zu überprüfen, ob dagegen rechtliche Schritte ratsam sind. Es kann überhaupt kein Zweifel sein - die Kampfhundesteuer bildet eine noch härtere Bedrohung für den Fortbestand der diskriminierten Hunderassen! Hinzu kommen Wohnungskündigungen durch größere Wohnungsgesellschaften! Es ist sicherlich ratsam, vorhandene Mietverträge auf ihre Belastbarkeit mit "Kampfhundekündigungen" abzuklopfen, notfalls einen Umzug rechtzeitig einzuplanen - wenn sich solche Möglichkeiten aufgrund des örtlichen Mietspiegels ergeben. Worauf ich immer noch warte, ist ein Aufschrei aller Hundebesitzer! Eigentlich müsste der letzte Kleinhundebesitzer inzwischen erkannt haben, dass der Krampf gegen Kampfhunde nur eine Vorstufe einer langfristigen Entwicklung ist! Näheres hierzu habe ich in Quo vadis canis. Der Hund, eine vom Aussterben bedrohte Tierart? ausgeführt. Dieses Buch findet übrigens durch die laufende Entwicklung immer mehr Rechtfertigung, hat auch sehr viele Hundefreunde aufgerüttelt. Was sich im Augenblick gegen die Kampfhunde abspielt, hat sich bereits auf die Rassen Schäferhund, Rottweiler und Dobermann - um nur einige zu nennen - ausgedehnt. Weitere Pläne gehen davon aus, dass bereits bei einer Widerristhöhe von 40 cm des Hundes absoluter Leinenzwang verhängt werden müsse - die Hunde sollen je nach ihrer behördlichen Einstufung verschiedenfarbige Halsbänder tragen, damit sie jeweils kontrolliert werden können. Die Perspektiven für alle, die Hunde besitzen, sind grau in grau. Vielleicht können wir Menschen von unseren wesensfesten Hunden lernen, dass es jetzt darum geht, sich nachhaltig zu wehren - Eigeninitiativen zu entfalten. Das wünscht Ihnen Ihr Dieter Fleig ![]() Dr. Dieter Fleig GmbH Am Remelsbach 30 D-54570 Mürlenbach/Eifel Telefon: 06594/653 Fax: 06594/452 E-mail: info@kynos-verlag.de (BULL TERRIER GAZETTE 2/2000) |