Verein gegen die Diskriminierung von Hund und Halter e.V.

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Pressemeldungen zum Tod von "Apollo"


Dortmund
Hunde-Chip für Ermittler oft nutzlos Lücken im neuen Gesetz machen viele Halter im Gefahrenfall nicht identifizierbar Dortmund

Der Halter des Dortmunder Kampfhundes, den Polizisten am Dienstag erschießen mussten, ist den Behörden seit gestern bekannt. Bei der Fahndung nach ihm halfen allerdings eher Zeugenaussagen als der angeblich genau solchen Zwecken dienende Chip, den die Landeshundeverordnung vorschreibt. Zur Erinnerung: Halter von Hunden über 40 cm Schulterhöhe oder über 20 kg Gewicht sowie von Tieren der Listen 1 und 2 der Verordnung müssen ihre Hunde mit diesem Chip kennzeichnen - ihre eigenen Daten jedoch nicht registrieren lassen. Der Winzling enthält eine 15-stellige Nummer und wird in der Schulter unter die Haut gespritzt. Auf einem Formular zum Chip werden die Daten des Hundes erfasst. "Laut NRW-Verordnung muss die Identität des Hundes an eine der drei zentralen Registrierungsstellen weiter gegeben werden. Aus datenschutzrechtlichen Gründen können die Halter aber verweigern, Name und Anschrift speichern zu lassen", so Leo Bosten, Sprecher des NRW-Umwelt-Ministeriums. Aber die Halter seien verpflichtet, bei den Ordnungsämtern eine Genehmigung für ihre Tiere zu beantragen. Dort würden die Daten von Chip und Halter dann zusammengeführt. Aber nicht alle Besitzer geben die richtigen Daten weiter. Genau diese Lücken hatte die Stadt Dortmund vor Probleme gestellt, den Halter des aggressiven Staffordshire-Terriers zu ermitteln. Schon unmittelbar nach Inkrafttreten der Verordnung im Sommer 2000 haben die Standesorganisationen der Tierärzte die Problematik bemängelt. Eine entsprechende Vorlage liegt dem Bundesumweltministerium und dem Bundesrat vor. "Einen Hund zu chippen, ohne die Halterdaten zu speichern, widerspricht nicht dem Gesetz, nur der Logik", so Dr. Rolf Brahm, Vizepräsident der Tierärztekammer Westfalen-Lippe. "Den Chip kann jeder Laie bei der Herstellerfirma kaufen. Das Spritzen muss noch nicht einmal ein Arzt übernehmen", kritisiert der Veterinär. Fantasieeinträge im Formular zum Chip sind also nicht ausgeschlossen. Dem 62-Jährigen, dessen Tier am Dienstag ausrastete, haben die Lücken im Gesetz letztlich allerdings nicht genutzt.

JG Ruhr Nachrichten - 22. 02. 2001, 23.07 Uhr


Dortmund
Halter von Kampfhund ermittelt Chip mit Datenschutz


Der Halter des aggressiven Staffordshire-Terriers, der am Dienstag einen Hund gebissen hat und eingeschläfert wurde, ist gefunden. Durch umfangreiche Zeugen- und Nachbarschaftsbefragungen hat die Polizei einen 62-jährigen Nordstadtbewohner als Halter ermittelt. Gegen ihn wird jetzt wegen fahrlässiger Körperverletzung (die Halterin des angegriffenen Hundes erlitt einen Nervenzusammenbruch), Sachbeschädigung und Verstoßes gegen die Landeshundeverordnung ermittelt. Der Mikrochip, der dem Hund bei einem Aufenthalt im Tierheim eingepflanzt wurde, gab die Daten des neuen Halters nicht preis. Das Tier hatte mehrfach den Besitzer gewechselt. Die Angabe von Halterdaten bei den zentralen Tierregistrierungen ist auch gesetzlich nicht vorgeschrieben. Seriöse Halter lassen ihre Daten mit denen ihres Hundes registrieren - auch um auffindbar zu sein, wenn das Tier gestohlen wird oder entläuft. Vollständig schließen lassen wird sich die Datenschutz-Lücke auch nicht dadurch, dass das Ordnungsamt bei den Genehmigungen zum Halten dieser Hunde zur Auflage macht, dass Tod und Verkauf des Tieres anzuzeigen sind. 900 Hunde der Listen 1 und 2 der Hundeverordnung sind beim Ordnungsamt bereits gemeldet, die ersten Haltergenehmigungen will das Amt in der nächsten Woche erteilen. Datenschutz stellt die Ämter auch in anderen Bereichen vor Probleme. Ob die Halter, die ihr Tier beim Ordnungsamt angemeldet haben, auch Hundesteuern zahlen, kann die Stadt nicht ermitteln. "Der Datenabgleich mit dem Steueramt ist unzulässig", erklärt Heinz Berkemeyer vom Ordnungsamt, "ein Mitarbeiter des Sozialamtes darf auch nicht in die Fahrzeugdatei gucken um zu sehen, ob der Sozialhilfeempfänger ein Auto besitzt."

JG Hier und heute Ruhr Nachrichten - 22. 02. 2001, 23.07 Uhr


23.02.2001        BILD ONLINE - Aktuell


Kampfhund "Apollo" (5) nach der Attacke.

Er lebt noch, obwohl ihn acht Kugeln getroffen haben.

Von FRANK SCHNEIDER Dortmund - Kampfhund "Apollo" wurde erschossen, nachdem er einen Schoßhund angefallen hatte (BILD berichtete). Sein Sterben dauerte 40 Minuten. "Richtig so", sagen die einen. "Das war Tierquälerei", schimpfen die anderen, drohen sogar mit einer Strafanzeige gegen die beteiligten Polizisten.


Das Ende: Ein Polizist hat dem Hund eine Drahtschlinge um den Hals gelegt. Danach bekam "Apollo" zwei tödliche Injektionen.Fotos: TRIASS

Der Beamte, der den Staffordshire-Terrier erschoss, möchte anonym bleiben.

BILD druckt seinen Einsatzbericht: "Wir wurden von der Zentrale alarmiert. Als wir vor Ort eintrafen, räumte ich mit meiner Kollegin sofort den Platz. Wir mussten schnell handeln, weil der Kampfhund aggressiv war, die Zähne fletschte. Es bestand Gefahr für Leib und Leben. Ich hatte keine andere Wahl, und wir hatten ein freies Schussfeld. Es war eine Wiese, weicher Untergrund, keine Gefahr von Querschlägern."

Zuerst fielen drei Schüsse, dann noch einmal fünf (Walther-Pistole, Kaliber 7,62). Doch "Apollo" starb nicht, obwohl er mehrmals getroffen worden war.

Der Polizist weiter: "Der getroffene Hund schleppte sich noch bis zu einem Bürgersteig. Er brach vor einigen Mülltonnen zusammen. Das Tier so leiden zu sehen, war nicht schön. Hier war der Untergrund hart. Querschläger durch weitere Schüsse hätten zwangsläufig Passanten gefährdet. Ich hatte keine Wahl, konnte den Gnadenschuss nicht geben. Unter diesen Umständen mussten wir auf den angeforderten Tierarzt warten."

Als er eintraf, erlöste er den Hund mit zwei Giftspritzen (weil der Hund auch die erste Injektion überlebt hatte).

BILD spürte auch den ersten Besitzer von "Apollo" auf. Familienvater Peter W. (30). Er hatte den Hund aus einem Tierheim geholt, ordnungsgemäß angemeldet und mit einer Chip-Karte versehen. Vor inem halben Jahr musste er "Apollo" verkaufen - weil sein Vermieter diese Hunderasse nicht duldete. Schockiert sagte er: "Früher war ,Apollo' ganz brav, spielte mit meiner kleinen Tochter Jennifer und fraß am liebsten Spaghetti. Der letzte Halter muss ihn zu einer regelrechten Kampfmaschine umerzogen haben. Uns tut sein Tod furchtbar Leid."



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