Hund und Halter e.V. |
Dr. Michael Werner Ethologe, München Sogar Menschen sind ein Teil der Natur. Alle Nahrung, von der wir leben, entsteht aus biologischen, also natürlichen Vorgängen. Selbst Gentechnik baut auf Natur auf. Wir Menschen aber neigen zu einer maßlosen Selbstüberschätzung. Wir meinen, die Götter in unserer erschaffenen Kunstwelt zu sein. Dabei übersehen wir gern, wie krank sie ist. Auch ein Hund ist noch Natur, bei aller Züchtung und Domestikation, also nicht vom Menschen gemacht. Wer sich einen anschafft, holt sich also ein Stück Natur ins Haus. Und genau davor haben heute viele Angst. Aus Entfremdung von der Natur ertragen viele Mitbewohner künstlicher Umwelten die Begegnung mit allem nicht mehr, was unabhängig vom Menschen besteht, sicher auch aus schlechtem Gewissen nach soviel gedankenloser Zerstörung. Die Abschaffung der Natur ist eine Verdrängung. Früher sind Kinder mit Tieren aufgewachsen und konnten im weiteren Leben selbstverständlich mit ihnen umgehen. Heute wird man mit Computern und Autos groß. Natur macht nur mehr Angst oder wird nur schön gefunden, wenn man sie auf der heimischen Mattscheibe oder durch die getönten Fenster eines Ausflugsbusses sehen kann. Ein anderes Lebewesen stellt seine eigenen Ansprüche. Wenn man heutzutage meint, sie einfach übergehen zu können, und Tiere behandelt wir Maschinen, die sich nach Bedarf einsetzen, zwischendurch abschalten und beliebig umbauen lassen, dann ist das eine gefährliche Einstellung:
Ein "Kampfhund" wird nicht geboren, sondern durch bösartige Erziehung erst dazu gemacht. Daran ändert auch die Leinenführung nichts. Auch ein Auto ist nichts an sich Böses, sondern wird durch unvernünftige Raser erst gefährlich. Niemand wird deshalb das Autofahren überhaupt verbieten. Um bei diesem Beispiel zu bleiben: die Zahl der Personenschäden im Straßenverkehr ist um so unvergleichbar viel höher als die durch Hundebisse, dass nach der angewandten Logik jegliches Autofahren sofort verboten werden müsste. Auch daran sieht man die völlig verzerrten Maßstäbe, mit denen von Naturphobie-kranken Politikern heutzutage gearbeitet wird. |